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Epitaph: History Box 2 – The Polydor Years 1971-1972 (Review)

Artist:

Epitaph

Epitaph: History Box 2 – The Polydor Years 1971-1972
Album:

History Box 2 – The Polydor Years 1971-1972

Medium: Do-CD
Stil:

Blues-, Psychedelic-, Progressive-, Classic- und Krautrock

Label: MIG music
Spieldauer: 152:31
Erschienen: 15.12.2023
Website: [Link]

Gerade erst erschien dank MIG music die erste geschichtsträchtige EPITAPH-Box „History Box 1 – The Brain Years 1979-1981“, schon wird noch in diesem Jahr der zweite Teil hinterhergeschoben, der garantiert von allen Jägern und Sammlern krautrockiger Musik-Perlen bereits nach der ersten 4-CD-Box heiß erwartet wurde – auch der reichhaltigen Boni wegen, welche bereits die erste Box bevölkerten. Und gerade die spielen auf „History Box 2 – The Polydor Years 1971-1972“, welche diesmal als Doppel-CD samt 12 Seiten starkem Booklet daherkommt, eine noch riesigere Rolle und füllen eine ganze, fast 80 Minuten lange Bonus-CD. Besonders schön auch, dass Teil 2 der Box nicht etwa chronologisch die Jahre nach 'Brain', sondern die vorangegangenen Jahre 1971 und 1972 beleuchtet, während der EPITAPH noch bei Polydor unter Vertrag standen und zwei ebenfalls richtig starke, sehr blues-orientierte und voller solistischer Ausflüge überbordende Krautrock-Alben ablieferten, die es nun komplett auf der ersten CD zu hören gibt.

Daher geht es diesmal weit zurück in die Vergangenheit und direkt zur Entstehungsgeschichte von EPITAPH, die im Winter des Jahres 1969 ihr erstes Kapitel schrieb, als sich die beiden Briten Cliff Jackson (Gitarre und Gesang) und James McGillivray (Schlagzeug) sowie der deutsche Bassist Bernd Kolbe in den Kellerräumen des Dortmunder Musikclubs 'Fantasio' trafen, wo sie gemeinsam probten und sich anfangs FAGIN'S EPITAPH nannten. In besagtem Club traten sie sogar neben solchen Größen wie BLACK SABBATH oder YES und RORY GALLAGHER auf und konnten seit 1970 beweisen, was sie bereits draufhatten. Hier fiel dann auch die Entscheidung, den Bandnamen auf EPITAPH zu verkürzen. Ihre große Chance erhielten sie, als die Blues-Legende CHAMPION JACK DUPREE seinen Auftritt im 'Fantasio' unerwartet absagen musste und dafür der damals ebenfalls sehr bekannte Blues-Pianist GÜNTER BOAS einsprang, wobei ihn EPITAPH sehr erfolgreich als Background-Band begleiteten. So kam es über Boas auch zum Plattenvertrag mit Polydor, womit wir auch schon bei dem ersten Album von EPITAH wären:

* „Epitaph“ (1971)
Für das Album wurde Klaus Walz, der später zu JANE wechselte, als zusätzlicher Gitarrist in die Band geholt. Die Musik auf dem Album besticht einerseits durch richtig guten Blues- und Kraut-Rock mit vielen solistischen Ausflügen (besonders in den drei Longtracks, von denen mit „Early Morning“ und „Little Maggie“ zwei auch im Beat-Club zur Aufführung kommen und auf der Bonus-CD nachzuhören sind), bei denen neben den beiden Gitarristen gerne auch das Schlagzeug – wie beispielsweise in „Hopelessly“ – brillieren darf und die prägnante Stimme von Cliff Jackson der Musik ihren ganz besonderen zusätzlichen Reiz samt hohem Wiedererkennungswert verleiht.

Das zweite, ebenfalls komplett auf der ersten CD der „History Box 2 – The Polydor Years 1971-1972“ enthaltene, Album trägt den Titel
** Stop Look And Listen (1972)
Insgesamt fallen die Songlängen hier etwas kürzer aus und sind nicht ganz so von solistischen Instrumentalparts geprägt. Das lässt sie etwas eingängiger, aber trotzdem noch immer ordentlich krautrockig und verspielt klingen. Hier zeigen EPITAPH, dass sie in diesem Rahmen anno 1972 eine echte Größe sind, die man einfach nicht mehr ignorieren kann und weswegen wohl dann auch das 'Brain'-Label, das sich ja ganz speziell auf Progressives wie Krautiges konzentriert, aufmerksam auf die Band wird. Von dieser Zusammenarbeit zwischen Band und Label erzählt dann ja bereits die erste History-Box ihre ausführliche, sehr beachtenswerte Geschichte, in der Schlagzeuger McGillivray keine Rolle mehr spielt, da er 1973 EPITAPH verließ und von Achim Wielert ersetzt wurde.

Die Bonus-CD sprudelt dann vor Raritäten regelecht über, die mit fast 80 Minuten die komplette CD-Kapazität ausschöpfen.
Im Booklet geht Clive Jackson zudem recht intensiv auf einige der ausgewählten Songs ein, sodass wir beispielsweise erfahren, dass „Feeling Shaky“ von GÜNTER BOAS' „Piano Blues“-Album stammt, gleich sechs Songs als EPITAPHs „Lost Tracks“ gelten, welche die Band 1975 in einem Dortmunder Studio als 8-Track-Demo aufnahm, und die eigentlich für ein weiteres Album geplant waren, das dann (warum auch immer) niemals entstand. Diese Aufnahmen galten 30 Jahre lang als verschollen, wurden zum Glück aber zufällig wiederentdeckt und erfahren hier endlich ihre unerwartete Premiere.
Auch die beiden Beat-Club-Aufnahmen von 1972 liegen erstmals in dieser Form vor, wovon „Little Maggie“ bisher noch nie veröffentlicht wurde und dass die Bonus-CD mit zwei in einem Studio live eingespielten Songs aus dem Jahr 1970 beginnt, als die Band noch den Namen FAGIN'S EPITAPH trug, ist zudem eine weitere kleine Sensation rund um die EPITAPH-Geschichte, die wunderbar in „History Box 2 – The Polydor Years 1971-1972“ weitererzählt wird.
Eine Geschichte, die glücklicherweise auch nach über 50 Jahren noch nicht ihr Ende gefunden hat und sich – nach unseren aktuellen Informationen – ab März 2024 live fortsetzen wird.

FAZIT: Die gelungene Fortsetzung des ersten Teils der History Box von EPITAPH, die auf dem Vorgänger noch alle Alben der 'Brain Jahre' (1979 bis 1981) umfasste, geht bis in die Polydor-Anfänge und damit zu den ersten beiden EPITAPH-Alben („Epitaph“ und „Stop Look And Listen“) zurück und trägt diesmal als Doppel-CD den Titel „History Box 2 – The Polydor Years 1971-1972“. Noch dazu sind auf der zweiten Bonus-CD jede Menge Raritäten und Live-Aufnahmen mit einer Spielzeit von fast 80 Minuten zu entdecken, die das Album für jeden EPITAPH-Freund oder -Fan oder einfach nur neugierig gewordenen Krautrock-Entdecker unverzichtbar machen. Auch das informative Booklet, das MIG music diesem Doppel-Album beifügte und zu dem sogar Cliff Jackson himself die Linernotes verfasste, wird wohl nicht nur ein weiterer Kaufanreiz sein, sondern weckt zudem die Neugier auf die noch immer aktiven Kraut- und Classic-Rock-Giganten, die auch nach über einem halben Jahrhundert ab März 2024 wieder auf Tour gehen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1830x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • CD 1 = Epitaph (1971) / Stop Look And Listen (1972) = (72:52):
  • = Epitaph =
  • Moving To The Country
  • Visions
  • Hopelessly
  • Little Maggie
  • Early Morning
  • = Stop Look And Listen =
  • Crossroads
  • Nightingale
  • Uptight
  • Fly
  • Stop Look And Listen
  • CD 2 = Bonus = (79:39):
  • I'm Trying
  • Changing World
  • Early Morning (Live At Beat-Club)
  • Little Maggie (Live At Beat-Club)
  • London Town Girl
  • Paradise For Sale
  • Autumn '71
  • Are You Ready
  • We Love You Alice
  • Better Games
  • She's Burning
  • Wings On My Shoes
  • Train To The City
  • Another Day Is Calling
  • Kind Of A Man
  • Long Tall Sally
  • Shakin' All Over
  • Feeling Shaky

Besetzung:

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  • keine Interviews
Kommentare
Matthias
gepostet am: 26.12.2023

User-Wertung:
14 Punkte

welch kompetente Besprechung, Respekt! freue mich auf weitere Epitaph Konzerte... supersympathische Band...
Thomas
gepostet am: 26.12.2023

Krautrock war in den 70er Jahren der höchste Grad der Abwertung; daher hatten Birth Control, Epitaph etc.pp. nie eine Chance auf meinem Plattenteller zu gelangen.
Jahrzehnte später sieht die Chose anders aus und inzwischen habe ich mir 12 Epitaph Alben zugelegt und weiß die zu schätzen... besser spät als nie
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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